Sie sind supermotiviert, sie sind ehrgeizig, sie machen mit. Und machen sich beim Training kaputt. Die Männer eher körperlich, die Frauen eher psychisch. Dabei ist der Ansatz goldrichtig, es sind Menschen, die mit Sport anfangen wollen.
Der Zugang zum Fitnesstraining ist verlockend leicht. Ein Abo im Fitnessstudio für wenig Geld, Online Tutorials und Ernährungsprogramme für diejenigen, die nicht aus dem Haus möchten, freie Gruppentraining laut App-Programm auf eigene Faust auf dem Bollerplatz nebenan. Nach dem Ansatz: "Wenn die das können, kann ich es auch" starten sie voll durch und fallen manchmal ganz tief.
Was im Fitnessstudio schief läuft
Ist die Mitgliedschaft abgeschlossen, hat der frische Fitnessstudiogänger die Möglichkeit, sich von einem der Trainer ein Trainingsplan erstellen zu lassen. Soweit so gut. 5 bis 8 Geräte werden vorgeführt, erklärt, eingestellt, und los geht's.
Vorausgesetzt, der neue Kunde bleibt motiviert und geht auch nach 2 Wochen 2 bis 3 mal die Woche hin, entwickeln sich die Probleme mit der Zeit. Schnell sind die Anweisungen des Trainers vergessen, die Bewegungen werden abgefälscht, die Gewichte rasch höher gestellt, in der Hoffnung, schneller Ergebnisse zu erzielen. Ach und es gibt andere verlockende Geräte, die unser Kunde auf eigene Faust ausprobiert, ganz zu schweigen von den Tipps, die ihm von anderen Kunden gegeben werden.
Ganz schnell hat der gut gemeinte Trainingsplan eine eigene Dynamik entwickelt, die nur noch wenig mit den Instruktionen vom Trainer gemeinsam haben. Hat der Kunde das Glück, in einem der Studios zu sein, wo der Trainer, der gerade auf der Fläche ist, auf die Richtigkeit der Ausführung achtet, kann er noch korrigiert werden. Was wenn nicht?
Und was wenn unser Kunde meint, es besser zu wissen? Nach dem Motto "ich mach es schon immer so", oder "die anderen machen das aber auch so".
Die Anpassungen des Körpers auf eine Belastung sind vielfältig. Die Muskeln reagieren zum Beispiel schneller als die Bänder und Sehnen. Bei zu schneller Überbelastung sind Verletzungen vorprogrammiert. Bei falscher Bewegungsausführung sind sie garantiert.
So entstandene Gelenkverletzungen bleiben nicht selten dauerhaft.
Online Tutorial und Gruppentrimmen
Wie motivierend sind diese "vorher/nachher" Bilder mit der Überschrift: "Stefanie hat mit uns 8 Kg in 4 Wochen abgenommen" oder "Das ist die Bodytransformation von Markus: Vom Waschbär zum Waschbrett in 5 Wochen"!
Das kann jeder schaffen, melde dich hier an und du bekommst schon übermorgen deinen Startpaket inkl. Rezeptbuch.
Schwupptiwupp ist das Anmeldeformular ausgefüllt, die ersten Tutorials schon zugänglich und der erste Trainingsplan auf dem Bildschirm.
Anamnese? Fehlanzeige. Die gesundheitlichen Einschränkungen der Kunden werden nur selten abgefragt, wenn überhaupt. Ein Plan für Jedermann. Die Übungen schwanken zwischen simpel und für blutige Anfänger extrem herausfordernd. Die Wiederholungszahlen erreichen bei manchen Anbietern sinnbefreite Höhen. Der Kunde wird allein mit der Ausführung gelassen. Während in einem Fitnessstudio zumindest einmal ein Trainer vorbeischaut, der korrigieren kann, schaut zuhause keiner nach.
Die Vorher/Nachher Bilder dienen aber als Motivation, der Kunde legt los und folgt einem beliebigen Trainingsplan, der für ihn zu anspruchsvoll oder zu leicht sein kann. Die Bewegungen werden nicht genau ausgeführt, die Wiederholungszahlen ohne Nachdenken erhöht.
Die Folgen sind so garantiert nicht das ersehnte Nachher-Bild. Falsche Bewegungsmuster führen zum Einen nicht zum gewünschten Ergebnis, zum Anderen bringen sie schwerwiegende Verletzungen mit sich. Die Challenge einer schwindelerregenden Wiederholungsanzahl macht es noch schlimmer.
Fitnesstraining muss auch erlernt werden!
Es ist den Meisten ganz klar, dass man Fußballspielen oder Eiskunstlauf lernen muss. Aber ans Fitnesstraining setzt man sich einfach so. Abgucken und nachmachen, dem Ziel zuliebe, fit zu werden.
Wie oft bekomme ich neue Klienten, die Bandscheiben-Probleme, Knieverletzungen, Schulterschmerzen, sogar gebrochene Handgelenke aufweisen, weil mal Stoßen und Reißen an der Langhantel in Mode gekommen ist?
Das sind die Ergebnisse für das weitere Vorgehen:
- Die entstandenen Einschränkungen müssen beachtet werden und durch Training ausgeglichen werden
- Falsch verinnerlichte Bewegungsabläufe sind schwieriger zu korrigieren als ganz neue
- Das Vertrauen in sich und in den eigenen Körper muss wieder aufgebaut werden. Nach und nach. Schritt für Schritt.
Fazit: Bitte gehen Sie die Sache mit Verstand an. Lassen Sie sich von Personen anweisen, die Ahnung haben. Seien Sie nicht übermütig. Es geht um Ihren Körper, Sie haben nur den Einen.